Der Blog rund um die Wurzelsuche

Warum eine Suche nicht als Geschenk taugt

„Wir suchen den leiblichen Vater unserer Freundin. Sie leidet darunter, dass sie ihn nie kennenlernen konnte, und wir wollen ihn ihr zur Hochzeit als Überraschungsgast ‚schenken‘.“

Oje, dachte ich, als ich neulich diese Sätze in einer Anfrage an die Herkunftsberatung las. Warum muss ausgerechnet ich diese Interessenten mit ihrer wunderbaren, gut gemeinten Geschenkidee ausbremsen? Und das, obwohl ich doch selbst zur Zeit überlege, einer guten Freundin die Suche nach ihrer Patin zu Weihnachten zu schenken?!

Wider die Geschenkschleife um den Bauch

Natürlich ist es ein schöner Gedanke, einem geliebten Menschen einen echten, sehr persönlichen Herzenswunsch zu erfüllen und ihm damit die Überraschung seines Lebens zu bereiten. Doch gerade aus diesem Grund sollte eine Personensuche als Geschenk wohlüberlegt sein.

An erster Stelle geht es um die Freundin, die beschenkt werden soll. Warum sehnt sie sich nach dem unbekannten Vater und wie stark ist dieser Wunsch tatsächlich? Was hat sie bisher abgehalten, die Suche selbst in Angriff zu nehmen? Die Motivation und Gefühlslage zu ergründen, ist gar nicht so einfach. Das jahrelange Rätseln um den „Missing Link“ in der eigenen Biographie löst oft starke, widerstreitende Gefühle, Ängste und Hoffnungen aus. Ein Hemmnis können auch Loyalitätskonflikte sein, etwa mit den Adoptiveltern. Kommt ein Überraschungsgeschenk also vielleicht zur Unzeit?

Was ist, wenn das Suchergebnis unerfreulich ausfällt?

Zu Beginn einer Suche ist völlig offen, in welchen Lebensumständen man die gesuchte Person antreffen wird: Der Gefundene hat womöglich eine Familie, die bei der Nachricht aus allen Wolken fällt. Manche Väter ahnen selbst nichts von der Existenz eines weiteren Kindes. Er dürfte also Zeit und Ruhe brauchen, um sich dem Thema und damit der Tochter anzunähern. Schlimmstenfalls könnte er die Vaterschaft, auch wider alle Beweise, abstreiten. Das wäre besonders verletzend für seine Tochter.

Was, wenn der Gesuchte bereits verstorben ist?

Oder wenn der er schlicht nicht der Typ Mensch ist, den man sich als Vater wünscht?

Als Auftraggeber kann man sich auf solche Szenarien innerlich einstellen, als Beschenkter nicht. Darum endet für uns ein Auftrag nicht mit der erfolgreichen Ermittlung einer Adresse; vielmehr unterstützen wir als vermittelnde Instanz auch die Kontaktanbahnung.

Fazit:

Die Herkunftssuche ist eine sehr persönliche Angelegenheit mit ungewissem Ausgang. Deshalb sollte immer der Suchende selbst das Steuer in die Hand nehmen und entscheiden können, wann er wie weit geht. Mit einem Unhappy End unter dem Weihnachtsbaum oder an der Hochzeitstafel ist niemandem gedient (auch dem Schenkenden nicht).

Die Lösung? Verschenken Sie keine Menschen, sondern Ihre Unterstützung.

Ich habe selbst mit mir gerungen, ob und wie weit ich mich mit einer ungefragten Suche in das Leben meiner Freundin und ihrer Patin einmischen darf. Immerhin wusste ich aus langen Gesprächen, dass meine Freundin zwar durchaus den starken Wunsch verspürt, zu erfahren, wie es ihrer Patin, die sie als kleines Kind zuletzt gesehen hat, heute geht, dass ihre Erwartungen aber sehr realistisch, um nicht zu sagen gedämpft sind. Letztlich habe ich mich entschieden, ihr die Suche zu schenken – in Form eines Gutscheins, den sie jederzeit bei mir im Büro einlösen kann, wenn sie es will.

Und weil ich gerade dabei bin, diesen Gutschein zu gestalten, möchte ich ihn auch unseren Interessenten anbieten. Melden Sie sich einfach bei uns, damit wir besprechen, wie Sie Ihre Unterstützung für eine Herkunftssuche verschenken können!

Telefon: 069-1753 72 84
E-Mail: mail@herkunftsberatung.de

 

Bildnachweis: facebook-1042677 @Silvia Hartmann, CC0, pixabay

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