Der Blog rund um die Wurzelsuche

3 Gründe, warum Google & Co. für die Suche nicht ausreichen

Eins steht fest: Dank moderner Online-Dienste ist das Suchen und Finden so leicht wie nie zuvor – egal, ob es um Bücher und Kleidung geht, um Hotels und Restaurants, günstige Reiserouten und Verkehrsmittel, eine Versicherung oder eine neue Wohnung. Auch Menschen sind im Angebot: Denken Sie nur an Jobbörsen, Datingportale, Plattformen für Ahnenforschung, Netzwerke für Schüler und Studierende, Nachbarn, Freunde … Selbst das gute alte Telefonbuch und die Gelben Seiten verstopfen heute nicht mehr unbedingt ganze Schubladen, sondern werden gerne online konsultiert. Und wenn dann immer noch Fragen offen bleiben, stellt man sie einfach Google, Alexa, Siri und ihren Geschwistern – oder?

Warum sollte man also einen professionellen Suchdienst bezahlen, wenn doch alles und alle digital miteinander vernetzt sind? Nun, 3 Gründe kann ich spontan nennen, mit konkreten Beispielen aus der Herkunftsberatung:

1. Die Nadel im digitalen Heuhaufen

Wussten Sie es? Allein auf Facebook sind 2 Milliarden Menschen weltweit jeden Monat aktiv, davon 31 Millionen Nutzer in Deutschland (Stand: September 2017).

Die gigantischen Datenmengen im Netz sind eine Chance und zugleich ein Hindernis. „Datenschutz durch maximale Verwirrung“ könnte man so etwas nennen.

Schwierige Ausgangssituationen

Denn nicht selten ist die Datenlage zu Beginn einer Personensuche dünn. Die vorhandenen Informationen sind unvollständig, ungenau, widersprüchlich oder bestehen nur aus vagen Erinnerungen ohne schriftliche Belege. Bei Vatersuchen kommt das besonders häufig vor, und wehe, wenn dann die Mutter oder andere Zeitzeugen die Suche boykottieren oder „sabotieren“ (oft unbewusst) …

Andere Suchende stehen vor der Frage: Ist der gesuchte Piet Müller vielleicht in Wirklichkeit ein Pete? Oder Peter? Müller oder doch eher Meier? Müller-Neuhaus? So manch einer verzweifelt, wenn die gesuchte Person einen sehr geläufigen Namen trägt und konkrete Zusatzinformationen fehlen, mit denen sich Suchergebnisse eingrenzen lassen. Eine Freundin von mir meinte einmal lakonisch, ihr Nachname, Schmidt, sei kein Name, sondern ein Sammelbegriff – und quasi ein Passwort, mit dem sie ihre persönlichen Daten im Internet schützt.

Verwirrspiele im Netz

A propos Datenschutz und Privatsphäre: Natürlich kann man erstaunlich viele Informationen im Netz ganz einfach finden. Oft hängt das vom Land ab, von Mentalitäten und Gesetzgebung. In USA-Online-Datenbanken beispielsweise sind die Möglichkeiten schier unerschöpflich. Wer hier stöbert, wird allerdings schnell feststellen, dass die Qualität der Suchergebnisse nicht immer so ist, wie man sie sich wünscht. Denn nicht immer sind die Datenbestände gut gepflegt, und oft übernimmt eine Datenbank die Angaben aus der anderen. So lassen sich aktuelle und veraltete Daten nur schwer voneinander unterscheiden, und mehrfaches Vorkommen ein und derselben Information ist noch keine Bestätigung für ihre Richtigkeit.

Darüber hinaus gibt eben doch nicht jeder bereitwillig alles von sich preis, sondern ergreift individuelle Schutzmaßnahmen: Die Profileinstellungen in sozialen Netzwerken lassen sich so einstellen, dass nur ein minimaler Ausschnitt der eigenen Daten öffentlich zugänglich wird. Benutzernamen werden abgekürzt, abgewandelt oder frei erfunden. Oder man spart sich gewisse Angaben zu Beruf, Wohnort, Alter etc. einfach (siehe auch unseren Tipp hier im Blog).

Suchwege suchen

Zu guter Letzt wollen ja auch die geeigneten Suchinstrumente erst einmal gefunden werden. Da stellt sich die Frage nach den Kosten und der Vertrauenswürdigkeit der Internetangebote, die man nutzen möchte. Ohne tiefer in dieses Thema einzusteigen, hier ein kleiner Hinweis: Eingabe der Kreditkartennummer auf einer Website ohne Impressum und https-Verschlüsselung? Besser nicht!

2. Ein Leben ohne digitale Spuren

Kennen Sie auch ältere Leute, die noch nie ein Handy, geschweige denn ein Smartphone in der Hand gehalten haben? Die Sie mit leerem Blick ansehen würden, wenn Sie ihnen von Ihrer heutigen „Blog-Lektüre“ erzählen würden? Ja, es gab schon menschliches Leben vor dem Internet. Und auch wenn wir oft sehr viel mehr digitale Spuren hinterlassen, als wir wollen und ahnen, wissen Google & Co. längst nicht alles über uns.

Nehmen wir an, die letzte Information über eine gesuchte Person, wie zum Beispiel leibliche Eltern, Großeltern oder Halbgeschwister, ist mehrere Jahrzehnte alt. Diese Information ist der Ausgangspunkt für die Suche. Schnell wird man merken, dass eben nicht alle Lebensstationen, sagen wir einmal vorsichtig, zwischen den 1940er und den 1980er Jahren digital gespeichert sind. Ein langer Lebensweg mit Irrungen und Wirrungen lässt sich im Internet kaum nachvollziehen.

Diese Situation ist gar nicht so ungewöhnlich. Denn viele Suchende haben erst als Erwachsene überhaupt erfahren, dass sie adoptiert wurden, und brauchen dann oft noch viel Zeit, um Informationen zusammenzutragen, die Zusammenhänge zu verstehen und ihre Entscheidung für eine Suche reifen zu lassen.

3. Finden ist das eine, den Kontakt herstellen das andere

Ja, natürlich gibt es sie, die erfolgreiche Online-Suche auf eigene Faust. Doch dann kommt ein Schritt, der sich manchmal erst als die eigentliche Herausforderung erweist: die Kontaktaufnahme.

Ist die Person, die ich gefunden habe, wirklich die richtige?
Wie sind ihre Lebensumstände?
Ziehe ich die richtigen Schlüsse aus dem, was ich im Internet sehe?

Ein Beispiel: Da gibt es irgendwo im Ausland, sagen wir in Kanada, einen Menschen, der mein leiblicher Vater sein muss und den ich auf Facebook gefunden habe. Es gibt mehrere Fotos, die ihn mit einer Frau, offenbar seiner Ehefrau, zeigen. Wie lange sind sie schon zusammen? Vielleicht länger, als ich selbst auf der Welt bin? War diese Frau vielleicht der Grund, warum er meine Mutter verlassen hat? Oha, weiß ich überhaupt genug über die damaligen Umstände und über ihre möglichen Nachwirkungen heute? Was richte ich an, wenn ich in sein und ihr Leben platze und mich als nichteheliches Kind oute?

Seit 2 Jahren gibt es obendrein keine neuen Fotos oder sonstigen Beiträge mehr auf Facebook. Warum? Was bedeutet das? Hat mein leiblicher Vater schlicht keine Lust mehr, auf Facebook aktiv zu sein? Hat er seine Einstellungen zum Schutz seiner Privatsphäre verändert, so dass nur noch seine Freunde neue Einträge sehen? Oder lebt er womöglich gar nicht mehr?

Die Fragen-Lawine rollt gerade erst an

Nicht zu vergessen: Wie schütze ich mich selbst? Auch für den Findenden selbst ist es ein emotionaler Ausnahmezustand, wenn er kurz davor steht, das Geheimnis seiner Herkunft zu lüften. Manche müssen ohne Unterstützung ihrer Familie suchen, vielleicht sogar gegen ihren aktiven Widerstand. Sie versetzen also nicht nur das Umfeld des Gefundenen, sondern auch ihr eigenes in Bewegung, und sie haben Sorge, am Ende auf beiden Seiten als Unruhestifter wahrgenommen zu werden.

Und wie geht es nun konkret weiter?

Welche Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme habe ich dort, wo ich fündig geworden bin? Kann und will ich sie nutzen? Habe ich eine Telefonnummer? Wen erreiche ich unter diesem Anschluss, was sage ich spontan, wenn ein anderes Familienmitglied abhebt? Womöglich in einer Fremdsprache, die ich nur mäßig beherrsche? Habe ich den Mut, in einem Netzwerk wie Facebook einer noch wildfremden Person zu schreiben: „Hallo, ich glaube, ich bin dein Kind“? Muss ich vielleicht erst einen ihrer Facebook-Freunde anschreiben, um an sie heranzukommen? Wie wird die Reaktion sein? Und wieviel muss ich von mir selbst gleich im ersten Schritt preisgeben, um online den Kontakt aufzunehmen? Wie gehe ich damit um, wenn entweder gar keine oder eine negative, ablehnende Reaktion kommt? Oder wenn ich mit viel zu weit geöffneten Armen empfangen werde? Und mir die Menschen, auf die ich treffe, im ersten Schritt gar nicht soooo sympathisch sind … sie aber gleich davon ausgehen, dass wir selbstverständlich das nächste Weihnachtsfest gemeinsam feiern?

Fazit:

Ein professioneller Suchdienst wie die Herkunftsberatung ist auch heutzutage alles, nur kein überflüssiger Luxus.

Natürlich freuen wir uns mit Ihnen, wenn es Ihnen gelingt, im Internet selbst fündig zu werden!

Auch für uns sind moderne Online-Dienste ein unverzichtbarer Teil unseres Instrumentariums, aber eben nur ein Teil. Mit unseren in 18 Jahren gesammelten Erfahrungen können wir gut einschätzen, was wir mit den vorhandenen Daten erreichen können beziehungsweise welche Daten wir zusätzlich für eine erfolgreiche Suche brauchen. Wir wissen, welche „analogen“ Quellen es – zusätzlich oder ersatzweise – gibt und wie wir sie anzapfen können. Bevor wir jemanden anschreiben (und bewusst nicht ansprechen), haben wir uns vergewissert, dass es die Person ist, die wir suchen. Auch wenn der Name Hans Meier ist.

Last but not least hört unser Service nicht mit dem Finden auf.

Hier fängt unsere Arbeit oft erst richtig an. Sobald es um das hochsensible Thema der Kontaktanbahnung geht, können Sie sich darauf verlassen, dass wir Ihnen beistehen, Sie beraten und Sie auch über den Erstkontakt hinaus praktisch unterstützen.

Nun wissen Sie auch, warum wir unseren Service nicht „Suchdienst“ nennen, sondern Herkunftsberatung.

Wollen Sie mehr über unsere Arbeitsweise erfahren?  Dann lesen Sie bitte hier weiter.

 

Bildnachweis: Trees, getrefe.com

3 Gründe, warum Google & Co. für die Suche nicht ausreichen
Schlagwörter: