Der Blog rund um die Wurzelsuche

Dieses Baby, irgendwo auf der Welt

Die Herkunftsberatung hat viele Geschichten zu erzählen. Es liegt in der Natur der Sache, dass wir sie  aus der Sicht der Suchenden miterleben und schildern. Dabei blättern wir oft unvermutet weitere spannende und berührende Kapitel auf, wenn wir die gesuchten Personen gefunden haben und die Geschehnisse aus ihrer Perspektive neu betrachten können. Ein Beispiel dafür ist/sind die Geschichte(n) von Paula und Karen: zwei Länder, zwei Frauen, zwei Adoptionen, eine Vatersuche.

 

San Diego, Kalifornien

Karen erhält einen Brief aus Deutschland. Nanu?!? Sie hat keine Ahnung, wer ihr aus Europa schreiben sollte. Bestimmt irgendeine Werbung! Um ein Haar wirft sie den Brief ungelesen fort. Doch in letzter Sekunde siegt die Neugier und Karen liest die Zeilen, die wir eine Woche vorher in Absprache mit unserer Klientin Paula aus München formuliert haben. Eigentlich ist der Brief an Karens Vater gerichtet. Genauer gesagt, an ihren Adoptivvater. Doch für Karen war es ihr Vater – punktum. Erst recht seit seinem Tod. Sie vermisst ihn immer noch sehr, auch wenn schon einige Jahre vergangen sind.

München/Frankfurt

Einige Zeit zuvor hat sich Paula aus München an die Herkunftsberatung in Frankfurt gewendet und sie mit der Suche nach ihrem leiblichen Vater beauftragt. Sie hat an ihn keinerlei Erinnerungen, da sie als Baby von ihm getrennt und adoptiert wurde.

Eine Suche voller Fragezeichen

Aus Paulas Adoptionsakte haben wir nur vage, bruchstückhafte Angaben. Ihre leibliche Mutter kannte selbst keine genauen Daten, als sie dem Jugendamt zu Protokoll gab, wer der Vater ist.

So nimmt die Suche verschlungene Pfade. Die Spur führt schließlich zu einem Grab in San Diego, Kalifornien.  Ist dieser Mann wirklich der, den wir suchen? Wir kommen zu spät, um Antworten von ihm zu erhalten. Denn er ist leider schon 7 Jahre zuvor verstorben.

Wir suchen weiter und stoßen in einem uralten Adressbucheintrag auf den Namen einer jüngeren Frau, die mit ihm lange an einer Adresse gewohnt hat. Seine jüngere Frau? Seine Tochter? Wir machen uns abermals auf die Suche – diesmal nach der „Mitbewohnerin“. Wir finden sie schließlich.

Wie die zwei Enden eines Fadens

Wie die beiden Enden eines Fadens werden nun die Geschichten dieser zwei Frauen zusammengeknüpft und ergeben ein neues Ganzes. Denn in ihrer Antwort schreibt Karen, dass ihr Vater den Schmerz über den Verlust seiner kleinen Tochter nie überwunden hatte. Er wurde nie gefragt, als die Mutter des Kindes es zur Adoption freigab. Er hatte sich immer Kinder gewünscht und adoptierte schließlich Karen als Baby.

Das Treffen

Es werden mehrere Gespräche miteinander geführt, dann ist es so weit: Es kommt zu einem hoch emotionalen Treffen zwischen den beiden Frauen, die denselben Vater haben – eine als Adoptivtochter, die ihn als ihren Vater von Herzen ansieht, und eine als leibliche Tochter, die Zeit ihres Lebens danach gestrebt hat, eine Verbindung zu ihm herzustellen. Jetzt endlich erfährt Paula von dem Mann, der als GI nach Deutschland kam, um mit einer großen Sehnsucht heimzukehren und später Karen als Kind anzunehmen.

 

Sind Sie ebenfalls auf der Suche nach verlorenen Faden-Enden in Ihrer Lebensgeschichte? Wir helfen Ihnen gerne. Sprechen Sie uns an.

 

Bildnachweis: Photo by Terri Bleeker on Unsplash

Dieses Baby, irgendwo auf der Welt
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