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„Heilungsprozess für Adoptierte“ von Joe Soll

Das Werk „Heilungsprozess für Adoptierte“ von Joe Soll ist aus meiner Sicht eines der wichtigsten Bücher, das für erwachsene Adoptierte geschrieben wurde. Der Untertitel „…ein Weg zur Verarbeitung“ verspricht nicht zu viel. Es kann heilende Wirkung haben, dieses Buch zu lesen – und wenn es nach mir ginge, wäre es Pflichtlektüre für jeden Adoptionsbewerber.

Der Autor: selbst adoptiert und von Beruf Psychotherapeut

Joe Soll ist selbst adoptiert und wurde von seinen Eltern darüber stets im Unklaren gelassen. Erst dank seiner Schwester (in der Adoptivfamilie) kam die Wahrheit ans Licht.

Seine Geschichte als Adoptierter wurde zur Antriebskraft für sein berufliches Wirken. Er arbeitet als Psychotherapeut und Wissenschaftler. Sein Werk „Heilungsprozess für Adoptierte“ gleicht einem emotionalen Befreiungsschlag. Die Grafik auf dem Buchtitel zeigt es deutlich: Ein Kind ist darauf zu sehen, das sich hinter einer Stacheldrahtumzäunung befindet. Der Zaun wurde aufgebrochen und zeigt nun eine Öffnung.

Es geht Joe Soll in erster Linie um all jene, deren (annehmende) Eltern die Suche nach der biologischen Herkunft nicht gewünscht oder nicht erlaubt haben. Und insbesondere um die, deren Suche durch Vertuschung be- und verhindert wurde.

„Ein Weg zur Verarbeitung“: ein Untertitel, der hält, was er verspricht

Joe Soll beschreibt den Prozess und seine psychologischen Auswirkungen, angefangen mit der Trennung von der leiblichen Mutter. Er geht chronologisch weiter über die Erkenntnis und Annahme der Wahrheit/des Adoptiertseins, über die Suche nach der leiblichen Mutter bis zu ihrem Auffinden. Dabei nimmt er durch seine eigene Betroffenheit Partei für den adoptierten Menschen. Er schreibt geradezu „radikal“ und legt dabei ein Brennglas auf die zu kurz gekommenen Bedürfnisse nach Kontinuität und nach bedingungsloser Liebe. Als Psychotherapeut gibt er auch ganz praktische Hilfe in Form von Übungen.

Wer sich in dem Buch nicht wiederfindet

Wer sich bei Joe Soll nicht wiederfindet, sind Adoptiveltern, denen die Herkunftsfragen ihrer adoptierten Kinder genauso wichtig sind wie alles andere, was ihre Kinder betrifft. Ich habe beim Lesen den Eindruck gewonnen, dass Joe Soll noch keine Adoptiveltern kennengelernt hat, denen die Biografiearbeit ihrer Kinder wichtig ist und die einen ausgeprägten Sinn für die unterbrochene Kontinuität ihrer angenommenen Kinder haben.

Auch leibliche Väter und ihre Rolle im Bindungsgeflecht von Kindern kommen eher am Rande, unter dem generalisierten Begriff  „Eltern“, vor. Der Fokus des Buches liegt auf der Mutter-Kind- bzw. Kind-Mutter-Bindung.

Wem ich dieses Buch ans Herz lege

„Heilungsprozess für Adoptierte“ ist Balsam auf alle Seelen, die durch eine Adoption eine Verletzung erlitten haben. Und auch Adoptiveltern, die eine Entfremdung zu ihren adoptierten Kindern erleben, könnte dieses Buch Antworten geben. Und wie oben schon geschrieben: Wenn Sie sich gerade mit dem Gedanken beschäftigen, selbst ein Kind anzunehmen, kann das Buch eine wichtige Ergänzung bei der Vorbereitung sein.

 

Joe Soll, „Heilungsprozess für Adoptierte: Ein Weg zur Verarbeitung“

EAN/13stellige ISBN: 978-0692294796

 

 

 

„Heilungsprozess für Adoptierte“ von Joe Soll
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