Der Blog rund um die Wurzelsuche

Danke an Melanie Kleintz für diesen Gastbeitrag.

Liebe Adoptiveltern „Warum?“

Ein kleiner Rückblick aus den letzten 10 Jahren Herkunftssuchen von erwachsenen Adoptivkindern.

Ich habe in den letzten 10 Jahren sehr viele erwachsene Adoptierte kennen gelernt, begleitet und beraten. Die Geschichten ähneln sich leider! Adoptionsunterlagen sind nicht bei den Adoptierten, sondern bei den Adoptiveltern. Adoptionsunterlagen werden vernichtet, werden nicht wieder gefunden oder gar versteckt.

Wobei geht es bei einer Adoption? Im eigentlich Sinne werden neue „passende“ Eltern für eine Vollwaise gesucht. Wie sieht es in der Realität aus? Es werden Kinder für kinderlose Paare gesucht, damit aus den kinderlosen Paaren Familien werden. Also rettet das Waisenkind eine Paarbeziehung bzw. gründet für kinderlose Paare die ersehnte Familie. Andere Familien werden dafür zerstört!

Nach außen hin sind die Adoptiveltern nach einer Adoption meist immer sehr offen. Sie erklären allen und jedem den Adoptionsprozess.  Gerade wenn Adoptionen im Ausland getätigt wurden. Man hat das Kind „gerettet“. Ohne Adoption wäre das Kind gestorben oder hätte keine gute Zukunftsperspektiven gehabt. Was für ein Jammer! Die Retter der armen Waisen.

Was für ein Irrtum für viele erwachsene Adoptivkinder. Die meisten waren keine Vollwaisen. Sie finden bei den Herkunftssuchen, die meist auch noch von den eigenen Adoptiveltern boykottiert werden heraus, dass ihre eigene Adoption illegal war.

Wenn die erwachsenen Adoptierten auf die Suche gehen, müssen sie sich mit einem „Warum und Wieso?“ erklären. Aber warum müssen sie das? Jeder Mensch hat das Recht auf das Wissen um seine Herkunft und gerade die ansonsten so offenen Adoptiveltern verschließen sich genau dann! Ein Beispiel aus meiner eigenen Geschichte. Ich habe meinen Pass, mit dem ich nach Deutschland eingereist bin, eingefordert. Er war stets an demselben Platz im Sekretär. Nach meine Frage war dieser und die Pässe meiner Adoptivgeschwister auf einmal weg. Sie wären angeblich nicht mehr auffindbar. Ich hatte bis zu dem Zeitpunkt meine Herkunftsfamilie schon gefunden. Da fragt man sich doch selbst, was sollte das? Die so offenen Adoptiveltern verschließen auf einmal alles! Hätte ich neben meiner falschen Geburtsurkunde noch mehr Unregelmäßigkeiten entdecken können? Von der Seite meiner Adoptiveltern werden keine Fragen mehr beantwortet.

So ergeht es leider vielen. Wir Adoptierten müssten eigentlich den Adoptiveltern die Fragen stellen: Warum habt ihr adoptiert? Warum habt ihr im Ausland adoptiert? Warum habt ihr keine Informationen zu unseren Herkunftsfamilien? Warum blockiert Ihr unsere Suchen? Warum sollen wir nicht suchen? Warum unterstützt ihr Eure Kinder nicht? Sind wir dann auf einmal doch nicht mehr Eure Kinder oder nur, wenn wir ausschließlich Euch als Eltern ansehen?

Melanie Kleintz (German Representive of Intercontry Adoptee Voices)

 

 

 

Danke an Melanie Kleintz für diesen Gastbeitrag.

1 Kommentare zu “Danke an Melanie Kleintz für diesen Gastbeitrag.

  • 12. November 2020 um 9:03
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    Super geschriebener und informativer Artikel :-). In diesen Blog werde ich mich noch richtig einlesen

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