Der Blog rund um die Wurzelsuche

„Seitdem sind wir fünf, nimmermehr vier“

Wenn unsere Klienten erzählen, was sie bei ihrer Herkunftssuche erlebt haben, freut uns das natürlich besonders. Genau das hat Helmut Pätzold getan und uns erlaubt, seine Geschichte hier zu veröffentlichen:

Jahrelange Zweifel: „Soll ich oder soll ich nicht?“

„Soll ich mich auf Spurensuche nach meinem Vater begeben oder nicht?“ Diese Frage hat sich mir immer wieder gestellt, und doch bin ich bis zum Alter von über 70 Jahren nie richtig aktiv geworden. Ich dachte nämlich daran, dass mein Vater sicherlich eine Familie gegründet hatte, und ich wollte dort den Familienfrieden nicht stören, indem sich da plötzlich jemand melden und sagen würde: „Du bist mein Vater“. Doch mit zunehmenden Alter überwog die Neugier, und meine heranwachsenden Enkel sollten schließlich etwas über die Herkunft ihres Opas erfahren.

Der Zufall verhilft zum entscheidenden Schritt

Zufällig, durch eine TV-Sendung, bin ich eines Tages auf die Agentur von Frau Panter aufmerksam geworden. Mir gefiel ihre journalistisch-sachliche Vorgehensweise ohne die drehbuchmäßigen Emotionen ähnlicher Sendungen. Auch ihre offene Art und das echte Interesse, das sie bei unserem ersten Kontaktgespräch zeigte, sagten mir zu. Im September 2016 kam es so zum Auftrag, etwas über meinen Vater in Erfahrung zu bringen.

Ein rätselhaftes Verschwinden

Folgende Fakten konnte ich liefern: Meine Mutter, damals 22 Jahre alt, lebte in Breslau / Schlesien. Dort lernte sie den Belgier P.C. kennen. Sie verliebten sich, und so bin ich im Herbst 1944 entstanden. Es herrschte Krieg, und Breslau wurde stark bombardiert. Gegen Ende des Jahres kam P.C. plötzlich nicht mehr in die gemeinsame Wohnung, er war verschwunden. Meiner Mutter blieben nur einige Fotos und eine Adresse in Belgien. Mutter begab sich Anfang 1945 auf die Flucht vor den russischen Bombardierungen und landete in Bayern, wo ich wenige Tage nach Kriegsende auf die Welt kam. Mutter hat später einen anderen Mann geheiratet, und so war mein leiblicher Vater während meiner Kindheit und Jugend nie ein großes Thema. Nur selten sprach Mutter von ihm und meinte, dass ich ihn suchen solle, wenn ich erwachsen sei.

Ein überraschendes Ergebnis

Große Hoffnungen, dass die Suche etwas bringen würde, hatte ich mir eigentlich nicht gemacht, als nach wenigen Wochen die Nachricht von Frau Panter kam:
Vater ist erwartungsgemäß nicht mehr am Leben, aber ich habe vier Geschwister zwischen 70 und 52 Jahren, drei Mädels und einen Jungen. Das musste ich erst einmal verdauen, und dann wurde überlegt, wie die Kontaktaufnahme erfolgen könne, um dort keine unnötige Verwirrung zu stiften. Dafür habe ich ein Schriftstück verfasst, in dem ich mich in Kurzform vorstellte, und Frau Panter schickte es mit einem sorgsam formulierten Begleitschreiben an meine Halbgeschwister. Die Kernfrage war, ob sie überhaupt an einem Kontakt interessiert seien.

„Seitdem sind wir fünf, nimmermehr vier“, sagte meine Schwester Linda

Nun hieß es warten. Täglich habe ich mehrfach die Sendungsverfolgung im Internet angeklickt, um zu sehen, ob der Brief schon angekommen war.
Bingo! Die erste Mail kam von der Schwester Annie, die recht gut Deutsch spricht. Sie war zwar sehr erstaunt, da Vater nie von einem Kind in Deutschland gesprochen hatte. Und sie bedankte sich in der ersten Mail auch, dass ich mit der Suche so lange gewartet hätte, bis Vater und dessen Frau nicht mehr am Leben waren. Damit wurden familiäre Wirrungen, insbesondere bei Vaters Frau, vermieden.
Das schönste aber war: Ich wurde ganz herzlich im Geschwisterkreis aufgenommen. Sehr schnell wurde das erste Treffen verabredet. Wir verstehen uns prima, wenn auch mit ein bisschen Sprachproblemen zwischen Holländisch-Flämisch und Deutsch. So besteht nicht nur ein ununterbrochener Mail-Kontakt, in Kürze findet auch das zweite große Familientreffen statt. Es gibt viel zu erzählen, denn mehr als 70 Jahre Geschwisterzeit fehlen uns ja … So konnte ich auch erfahren, dass Vater wahrscheinlich nichts von mir wusste und er aus politischen Gründen aus Breslau fliehen musste.

Danke, Frau Panter, ich konnte eine große Lücke in meiner Vita schließen.

 

Wir freuen uns mit Herrn Pätzold und seinen Geschwistern über das Happy End seiner Suche.

Haben auch Sie eine Geschichte, die Sie mit anderen Menschen auf der Suche nach ihren Wurzeln hier teilen möchten? Sprechen Sie uns an!

Telefon: 069-1753 72 84
E-Mail: mail@herkunftsberatung.de

 

Bildnachweis: Helmut Pätzold privat

„Seitdem sind wir fünf, nimmermehr vier“