Zur Sachlage: Das neue Samenspende-Register
Seit Juli 2018 führt das Deutsche Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) ein bundesweites Samenspender-Register. Es soll Kindern, die durch eine künstliche Befruchtung mittels Samenspende entstanden sind, künftig ermöglichen, mehr über ihre biologische Herkunft zu erfahren und ihre Erzeuger kennenzulernen.
Keine Antwort auf die großen Lebensfragen
Kindern, die vor Juli 2018 auf diesem Weg gezeugt wurden, nützt diese begrüßenswerte Einrichtung leider nichts. So zum Beispiel Jörg, Ende 30, dessen Geschichte die ARD-Dokumentation „Mein Vater, der Samenspender“ erzählt. Er wurde in einer Klinik mit einer Samenspende gezeugt, noch bevor diese in Deutschland überhaupt als legale Methode der Reproduktionsmedizin anerkannt wurde. Der Spender blieb streng anonym, die Familie schwieg jahrzehntelang, die Klinik und Unterlagen existieren heute nicht mehr.
Der Film begleitet Jörg auf der Suche nach seinem Erzeuger. Was uns daran besonders bewegt:
Herzklopfen: von Zweifeln und Hemmschwellen
Jörgs Geschichte zeigt beispielhaft, wie schwierig es für Menschen ist, sich auf das Thema ihrer unbekannten biologischen Herkunft einzulassen. (Übrigens völlig unabhängig davon, ob es um eine Samenspende oder um andere Ursachen geht.) Für Jörg ist es ein mehrjähriger Prozess, und es kostet ihn große Überwindung, sich auf die Suche nach Antworten zu machen. Wie es aussieht, hat ihm das Filmprojekt – also eine gewisse Verbindlichkeit und sanfter Druck von außen – geholfen, sich ein Herz für jeden einzelnen seiner Suchschritte zu fassen.
Ist Blut wirklich dicker als Wasser?
Jörg macht einen DNA-Test bei einer amerikanischen Datenbank und findet so einen Halbbruder, der von demselben Samenspender abstammt. Die beiden fühlen einander spontan verbunden, als sie sich kennenlernen. Zur gleichen Zeit ändert sich sein Verhältnis zu seinem (früh verstorbenen) sozialen Vater. Er gerät ins Zweifeln, ob und inwieweit er ihn noch als Vater ansehen kann. Bei einigen seiner Mitmenschen stößt er damit auf Unverständnis.
Jörg macht die Erfahrung, dass die genetischen Bande besonders stark in ihm wirken. Eine weitere wichtige Erkenntis: Dies ist keine objektive Wahrheit, sondern eine sehr persönliche Angelegenheit: Jede(r) Einzelne kann nur für sich selbst entscheiden, ob Blut dicker als Wasser ist oder nicht.
Zum Weitersurfen:
Die Dokumentation ist noch bis Ende 2018 in der ARD-Mediathek zu sehen: Das Erste, „Mein Vater, der Samenspender“, ein Film von Julia Kaulbars
Informationen über das Samenspender-Register, seine Funktionsweise und die Auskunftsmöglichkeiten gibt es auf der Website des DIMDI.
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