Neulich beim „digitalen Aufräumen“ ist mir ein vier Jahre alter Artikel wieder in die Hände gefallen, den ich definitiv weiter aufbewahren werde: „Bin ich wie meine Mutter?“ von Nicole Zepter aus dem ZEIT Magazin 47/2014.
Lügen, Entfremdung und Wiederannäherung: Geschichte einer Selbsterforschung
Der Artikel ist der Erfahrungsbericht einer Frau, die erst als junge Erwachsene erfährt, wer ihr leiblicher Vater ist.
Sie schildert, wie ihre Familie auseinanderbricht, nachdem diese Lüge aufgedeckt ist. Die Eltern trennen sich, Mutter und Tochter gehen jahrelang auf Distanz zueinander.
Als Nicole Zepter selbst ein Kind bekommt, erkennt sie, dass sie genau die Verhaltensmuster wiederholt, die sie an ihrer Mutter kritisiert. Das erschreckt sie. Ist sie ihren familiären Prägungen wirklich unentrinnbar ausgesetzt? Sind Vernunft und freier Wille nicht stark genug, solche Muster zu durchbrechen und ein selbstbestimmtes Leben zu gestalten?
Von der sichtbaren und unsichtbaren Macht des Bezugssystems Familie
Sie macht sich auf die Suche nach Antworten, auch mit Hilfe der systemischen Therapie. Welche Erfahrungen sie sammelt, wie sie sich schließlich von den vorgelebten Mustern löst und ihren eigenen Weg findet, sich sogar der Mutter wiederannähert, berichtet sie in ihrem Artikel.
Plädoyer für Offenheit in der Familie
Einige unserer Klientinnen und Klienten haben Ähnliches erlebt und erkennen sich vermutlich zum Teil selbst in dieser Geschichte wieder.
Ich empfehle den Artikel als Plädoyer für einen offenen Umgang auch mit schwierigen Wahrheiten in der Familie: Denn erst als das Geheimnis um ihre Herkunft aufgedeckt war, hatte die Autorin überhaupt die Chance, das familiäre Bezugssystem, in dem sie aufgewachsen ist, und ihre eigene Persönlichkeit zu hinterfragen, zu erforschen und sich bewusst zu entscheiden, wie sie ihr Leben führen will.
Lesetipp: „Bin ich wie meine Mutter?“ von Nicole Zepter aus dem ZEIT Magazin 47/2014.
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